In Karlsruhe wurden am Tag des Bodens, am 5.12.2010, sehr interessante Exponate gezeigt. Die geben viel von der Geschichte Karlsruhes wieder und bewahren Historisches. Beim nach unten scrollen, sind die einzelnen Exponate zu sehen und die erläuternden Texte zu lesen.
Die Präsentation der vier Exponate mit einer Säule
Die einzelnen Exponate:
der Boden im Nymphengarten …
… hat Schwierigkeiten beim „Wasser lassen“. Tatsächlich zeigt die rötlich-weißliche Marmorierung an, dass sich hier Wasser häufig staut. In dem Bereich unter dem gut strukturierten Oberboden wird also immer wieder mal der Sauerstoff knapp. Dadurch beginnt das Eisen zu wandern. Die hellen Flecken zeigen den Ausgangspunkt und die roten Flecken den Endpunkt dieser Eisenwanderung über Zentimeterstrecken an. Wohl als der Park in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sein heutiges Gesicht bekam, wurde der damals noch bräunliche Boden aufgetragen und stark verdichtet. Damit waren Wasserstau und Marmorierung vorprogrammiert.
Der dabei überdeckte natürliche Boden zeigt auf den ersten Zentimetern noch etwas vom Schwarz des früheren Oberbodens. Der ursprüngliche Boden hatte sich aus eiszeitlichen Terrassensanden des Rheins entwickelt, die schon vor rund 12 000 Jahren angeschwemmt wurden. Damals war der Rhein noch ein Wildwasserfluss der häufig seinen Lauf veränderte und viel Material mit sich riss.
Insgesamt sorgt der Parkboden für eine ausreichende Versorgung der Bäume mit Wasser und Nährstoffen. Damit trägt er zu einem guten Stadtklima und zu sauberer Luft in Karlsruhe bei. Den Karlsruhern bietet er eine ruhige Ecke und der Natur ein Refugium zwischen Beton und Glas.
oben herum luftig, unten meist nass …
… ist der nahe der Alb gelegene Bulacher Boden. Überschwemmungen, Krieg, Aufschüttung und Gartenkultur prägen diesen Boden von unten nach oben.
Tatsächlich war der Boden vor dem Zweiten Weltkrieg, als seine Oberfläche fast einen Meter tiefer lag, häufig überschwemmt. Bis heute sorgt die ständige Nässe in dem untersten grauen Zentimetern dafür, dass Eisen gelöst und mit aufsteigendem Wasser in sauerstoffreichere Bereiche transportiert wird. Dort wandelt es sich in unlösliches Eisen um und fällt aus.
Wie in vielen deutschen Städten, ist auch hier der Zweite Weltkrieg als auffällige Schuttlage in einiger Tiefe gegenwärtig. Durch allierte Bomben wurde in Bulach ein Stallgebäude der Gaststätte Krone in Schutt und Asche gelegt. Die Generation der Trümmerfrauen hat dann an dieser Stelle die Initiative ergriffen und kiesig-sandigen Boden aufgetragen.
Damit wurde dann die Bodenoberfläche aus dem Überschwemmungsbereich gehoben.
Die Qualität dieses Bulacher Bodens ergibt sich wesentlich durch seine Fähigkeit, schnell viel Wasser in Grobporen aufzunehmen. So schützt er vor Überschwemmungen.
Heute steht an Stelle des Stallgebäudes ein mehrgeschossiges Haus, das fast
bis an die Grundstücksgrenze reicht. Tatsächlich ist nun dort ein überschwemmungsgefährdeter Keller, wo einst wasserspeichernder Boden war …
an der Durlacher Stadtmauer…
… kann sich der Boden auf 1 000 Jahr Menschheitsgeschichte besinnen. Der große Knochen im Oberboden ist jedoch neueren Datums und stammt wohl von einem Sonntagsbraten, der im 20. Jahrhundert verspeist wurde.
Die gesamte erste Lage des Durlacher Bodens zeugt von vielen Jahren fleißiger Gartenarbeit. Kleingärtner versorgten dabei den Boden derart gut, dass die so gestärkten Wurzeln und Tiere die zahlreichen gut erkennbaren Bioporen schufen.
Die Lagen, in denen die schwarzen Asche- und Kohlefarben dominieren, bestehen wohl aus dem, was Generationen an Abfällen zur Stadtmauer getragen haben. Diese Überreste stammen also aus der Zeit, als die Besiedelung Durlachs noch nicht die Stadtmauer übersprungen hatte.
Der Bereich unterhalb des Exponats, der nur auf dem Foto sehen ist, zeigt ein Steinpflaster. Es markiert den Baubeginn der Stadtmauer im 13. Jahrhundert. Unter diesem Pflaster ist noch etwas des ursprünglichen Bodens erhalten. Der unterste, auffällig gefärbte Bereich zeigt Grundwassereinfluss an.
Der Boden in einer kleinen Nische an der Durlacher Stadtmauer ist also so etwas wie ein Zeitstrahl, der bis weit vor die Zeit der Stadtgründung zurück reicht.
alles Plastik oder was?
Der Boden unter einem hübschen Wäldchen in Forstlach ist erstaunlich.
Schon ein Blick auf die Oberfläche vergegenwärtigt das Plastikzeitalter. Der Blick in die Tiefe wird dann durch eine äußerst dichte, kaum grabbare Schicht erschwert. Darunter tritt dann eine junge Kulturschicht zu Tage in der eindeutig Kunststoffe dominieren. Perlonstrümpfe durchziehen eine modrige Masse und dazwischen liegt eine ausgediente Puppe. Nicht zu vergessen sind die vielen Arzneifläschchen. Fast schon skurril muten die gut lesbaren Zeitungsfetzen in der feuchten und schmierigen Substanz an. Sogar die Jahreszahl 1965 ist noch erkennbar.
Wie kann das sein?
Tatsächlich setzte nach dem Ablagern des Mülls in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts eine rasche Zersetzung ein. Doch diese verbrauchte bald allen Sauerstoff. Aus der Atmosphäre strömte kaum Sauerstoff nach, da die stark verdichtete Bodendecke das nicht zuließ. So waren die Mikroorganismen gezwungen Kohlendioxid zu veratmen und Methan auszustoßen. Das Methan konservierte dann das feuchte Zeitungspapier.
In Deutschland wird so ein durch Faulgase geprägter Boden Reduktosol genannt. Global heißen Böden mit hohem Anteil an Fremdstoffen Technosole.