Eine Zeitreise von den Eiszeiten bis in die Gegenwart …
als die Eiszeiten vorüber waren, entwickelte sich am Starnberger See ein Feuchtgebiet. Vor über 10.000 Jahren begannen dort Pflanzen auf tonigem Untergrund zu wachsen. Mit der Zeit entstand ein Moor – in Bayern Moos genannt -, das ständig seine Oberfläche erhöhte. Das geschieht, wenn Nässe verhindert, dass die abgestorbene Pflanzen vollständig zersetzt werden. Auf der unvollständige zersetzten Biomasse wachsen dann Moorpflanzen, die sterben ab, werden unvollständig zersetzt, …
Dabei verfängt sich kontinuierlich Blütenstaub im Moor, der in den Torf eingebettet. wird. Es bildet sich ein großartiges Archiv der Landschaftsgeschichte Den Informationsspeicher Pollen – was nichts anderes als Blütenstaub ist – bildete die Vegtation der näheren und weiteren Umgebung des Starnberger Sees. Die Pollenanalyse kann dann entschlüsseln, wann welche Pflanzenarten am See wuchsen und verschwanden.
Ein Bohrkern aus einem Moor ist so etwas wie ein Zeitstrahl. Der enthält in den ersten Zentimetern Pollem aus der heutigen Zeit und dieser hier, mit seinen fast vier Metern Länge, reicht bis in die Eiszeiten vor über 10.000 Jahren zurück …
Heutige Zeit
… ohne den Menschen würden hauptsächlich Buchenwälder
Blütenstaub produzieren.
Durch die Eingriffe von Land- und Forstwirtschaft sind die
Pollenkörner von Kiefer, Fichte, den Gräsern und von
Ackerpflanzen vorherrschend. Es treten auch Pollen
gebietsfremder Zier- und Nutzpflanzen auf. Selbst große
Mengen Staub aus Korrosion und Reifenabrieb finden
den Weg ins Moor.
Hochmittelalter 1.000 – 1.300 n. Chr.
Zum Beginn des Hochmittelalters gab es so wenig Wald,
wie seit der Eiszeit und bis zum heutigen Tag nicht mehr.
Der Mensch musste auch ertragsarme Standorte ohne Düngung,
z. B. mit Roggen und Buchweizen bebauen. Zum Ende des Hochmittelalters haben dann der Dreißigjährige Krieg und die Pest die Menschheit in weiten Teilen Europas dezimiert,
der Wald breitet sich darauf hin wieder aus.
Frühmittelalter 500 – 1.000 n. Chr.
Mit einem Brachejahr vor Winter- und Sommergetreide,
sollte mit der Drei-Felder-Wirtschaft der Verlust der
Bodenfruchtbarkeit ausgeglichen werden. Dementsprechend
bereichen in dieser Tiefe Ackerunkräuter das frühmittelalterliche Pollenspektrum.
Eisenzeit und Römisches Reich 100 v. Chr. bis
500 n. Chr.
Die wärmeliebenden Eichen werden von den Buchen
zurückgedrängt. Der Bedarf an Holz für Baumaterial und
für Energie steigt immens. Überall setzen Köhlereien dem
Wald zu.
Großabnehmer der Holzkohle sind die Metallproduktion und
die Salzsiederei.
Bronzezeit (Späte Wärmezeit) 6.200 bis 100 v. Chr.
Der Mensch wird seßhaft. Die Bewohner am Starnberger See
beherrschen nun die Kunst des Ackerbaus. In den
Moorschichten finden sich Pollenkörner von Einkorn und
Emmer. Diese Weizenvorfahren wurden aus Vorder-Asien nach
Niederbayern gebracht.
Jungsteinzeit (Mittlere bis Späte Wärmezeit)
7.000 bis 6.200 v. Chr.
Dank der Klimaerwärmung werden die Kiefernwälder immer
mehr von Eichen, Ulmen und Linden verdrängt, Auch die
Fichte breitet sich aus.
Mittelsteinzeit (etwa Frühe Wärmezeit) 7.000
bis 8.500 v. Chr.
Die Pollenanalyse dokumentiert: Wälder mit Birken, Hasel und
Kiefer bilden sich heraus.
Ende der Altsteinzeit (Späteiszeit) bis 9.500 v. Chr.
Das Eis hat sich zurückgezogen. Erste Pflanzen einer Pionier-
Vegetation wachsen in der feuchten Senke. Pollen von
Kräutern, Gräsern und Kiefern verfangen sich in dem Feucht-
biotop. Das Wasser verhindert, dass sich die Pflanzen und Pollen zersetzen. Das Moor entsteht. Der Mensch wagt sich als Jäger
und Sammler in das Gebiet der Mammute, Wollnashörner und
Rentiere.
Eiszeit bis 13.000 v. Chr.
Wie ein riesiger Hobel schieben die Gletscher Gestein nach
Norden. Auf dem Weg von den Alpen, bis über den Starnberger Seehinaus werden die Steine zu grauem „Staub“ zermahlen.
Einzelne Steine, die dem Eishobel entgingen, sind gerundet und
in dem wenig wasserdurchlässigen Material eingebettet.
Wie der Bohrkern des Niedermoors am Starnberger See aus der Nähe aussieht und was außer Pollen noch Geheimnisse preisgebender Staub ist, wird aktuell in einer Staubausstellung in Balje gezeigt.
Mehr dazu unter:
www.staubausstellung.de
Möchten Sie erfahren wie so ein Moor-Exponat präpariert werden kann?
hier gehts weiter zur afrikanischen Böden aus naturkundlicher und landwirtschaftlicher Sicht