In der biologischen Landwirtschaft kommt dem Boden die zentrale Rolle zu, die ihm als Stoff-Fluss-Dreh-Scheibe in den ökologischen Kreisläufen auch zusteht. Tatsächlich werden Wasser, Nährstoffe und Luft ständig vom Boden mehr oder weniger gefiltert, verändert, gespeichert und abgegeben. Gerade die ökologisch orientierte Bio-Landwirtschaft setzt bekanntlich auf diese Bodenfunktionen und auf geschlossene Kreisläufe. Deshalb müssen Bio-Landwirte wissen wie der Boden behandelt und gepflegt wird, um seiner Vermittler-Rolle optimal gerecht zu werden.
Bekanntlich dominieren in einem vom Menschen unberürhten Urwald nahezu geschlossene Stoffkreisläufe. Entzieht beispielsweise ein Baum dem Boden Nährstoffe, gibt die Nährstoffe an ein wachsendes Blatt weiter und dieses Blatt fällt im Herbst auf die Bodenoberfläche, dann läuft das im Urwald in einem sehr engen Kreislauf ab. Zerkleinern nun die Assel, der Regenwurm und Co das Herbstlaub und verleiben es dem Boden ein, werden dort die Nährstoffe wieder freigesetzt. Im Frühjahr nimmt der Baum die se Stoffe wieder auf …
An einem Beispiel soll gezeigt werden, was Bio-Landwirte tun können, damit der Boden fit bleibt für seine Rolle als Vermittler
So ähnlich läufts auch in der Bio-Landwirtschaft. Allerdings ziehen die Nährstoffe dabei etwas weitere Kreise. Das Blatt fällt nicht direkt wieder auf den Boden, sondern gelangt über den Kuhmagen und wird via Misthaufen wieder in den Boden zurück gebracht. Nimmt der Mensch die Nährstoffe auf – verspeist er also die Ernte, Milchprodukte oder Fleisch – wird der Kreis den die Nährstoffe beschreiben groß und es enstehen Verluste. Der Hauptnährstoff Stickstoff gelangt so letzlich meist erst über den Umweg über die Luft wieder zurück in den Boden. Stickstoff ausder Luft wieder auf den Acker bringen, können nur einige Arten an Mikro-Organismsen. Diese verbünden sich dazu oft mit bestimmten Pflanzen. Meistens sind das Pflanzen die der Familie der Schmetterlingsblütler angehören – bekannte Schmetterlingsblütler sind der Klee und die Luzerne. Übrigens, statt der Bezeichnung Schmetterlingsblütler ist auch der Begriff Leguminosen üblich.
Auf der Mittleren Schwäbischen Alb, dort wo die Alb in das Donautal übergeht, wird Biolandbau vom Feinsten praktiziert. Beim Arbeiten mit pferdegezogenem Gerät verdichten den Boden nur gerade dort, wo die Hufe aufsetzten. Klarerweise zetrampeln die klugen Ackerprede keine Dämme. Ganz nebenbei zieht das Gespann dabei die unerwünschten Keimlinge aus dem Boden, so dass die lästigen Konkurrenzpflanzen vertrocknen.
Zwar ist diese Art von pferdegezogener Unkrautbekämpfung ganz und gar nicht alltäglich, doch spricht vieles für diese Praxis des „Bodenschutzes pur“.
Der Boden, in dem bald Gelbe Rüben wachsen, bleibt optimal locker und kann so viel Feuchtigkeit speichern. Die Wurzelfrüchte können sich bestens in dem zu Dämmen geformten Boden ausbreiten und werden zu Prachtexemplaren heranwachsen.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Natürlich müssen Landwirte nicht zum Pferdeeinsatz zurückkehren, um bodenschonend zu ackern. Bei sorgfältigem Einsatz von angepasster moderner Technik kann optimaler Bodenschutz erreicht werden.
Sehr wichtig ist dabei Bodenverdichtungen zu vermeinden und den Humusgehalt auf optimalem Niveau zu halten. Der Humusgehalt ist dabei abhängig von der Zufuhr an organischer Substanz, das was und wieviel an Humus im Boden vorhanden ist, dem Klima, dem Tongehalt des Bodens und dem Umfang an Bodenbearbietung.
Alles in allem keine einfachen Zusammenhänge und nur zu optimieren, wenn nicht nach Allgemeinrezepten der Agro-Industrie gewirtschaftet wird, sondern auf Grundlage genauer Beobachtung die richtigen Schlüsse gezogen werden – so wie bei unserem Beispie. Hier sprechen das günsitige Verhältnis von geringem Einsatz (an Technik, Düngung und Pflanzenschutz) und relativ großer Ernte sowie das ausgewogene Verhältnis zwischen sogar besonders geringen Rate der Bodenneubildung und der tatsächlich noch geringeren Bodenverluste durch Erosion eine deutliche Sprache.
Auf dem gezeigten Acker, östlich des ‚Teutschbuchs‘, oberhalb von Lauterach auf der Mittleren Alb, bietet auch die geologische Vergangenheit und die Bodenentwicklung Besonderes. Teutschbuch heißt die Region zwischen den Flüßchen Große Lauter und Lauchert. Dort und in der umliegenden Gegend drang nach der Entstehung der Alb noch einmal Meerwasser ein. Also wurden vor 25 Millionen Jahren sandig-tonige Sedimente der Oberen Süßwassermolasse nördlich der heutigen Donau abgelagert.
Das abgelagerte Material bewegten und durchmischten die Kräfte der Eiszeiten vor 10.000 Jahren noch einmal kräftig. Danach wurden die Molassesedimente im Laufe der Zeit durch Kalk aus dem Hangwasser verkittet.
Dementsprechend sind im Bild auch Kalkanreicherungen zu sehen, die parallel zur Oberfläche verlaufen.
Der Kalk, der ständig durch das Hangwasser zugeführt wird, verhindert die Bodenentwicklung durch Eisenfreisetztung und die Entstehung von Ton. Deshalb hat hier die Bodenbildung nur die geringe Tiefe von etwa 30 cm erreicht – erkennbar an der schokoladenbraunen Farbe. Trotz Hanglage kommt es hier aber kaum zur Erosion. Tatsächlich werden im lockeren Boden auch starke Niederschläge aufgenommen, die bis zum Kalkstein eindringen und dann im Boden und auf dem Kalkstein rasch talwärts sickern um Platz für neue Niederschläge zu machen.
Nur weil der Ackerboden durch die schonende Bearbeitung immer locker bleibt, kommt es auch nach starken Niederschlägen nicht dazu, dass sich Rinnen bilden in denen der Boden in Form von Schlamm talwärts verschwindet.
Das Bild zeigt dasselbe Feld ohne Dämme, bewachsen mit einem Hafer-Linsen Gemenge. Die Alb-Linsen sind nicht nur auf dem Teller gern gemocht als ‚Alb-Leisa‘ , sie sind auch gut für den Boden. Als Leguminosen können die Linsen dem Boden das zurückgeben, was alle Pflanzen zum Wachstum brauchen. Stickstoff ist Grundbaustein des Eiweiß und aus dem bestehen zu einem großen Teil wiederum alle lebende Körper, deshalb müssen Wurzeln Stickstoff liefern. Ein riesiges Sticksoff-Reservoir ist aber auch die Luft, die besteht zu 78% daraus.
Auch die Linsen sind als Leguminosen selbst nicht in der Lage Stickstoff aus der Luft zu binden.
Sie gehen aber eine Symbiose mit Bakterien ein. Diese Rhizobien qbilden dann Knöllchen auf den Linsenwurzeln und heißen deshalb auch Knöllchenbakterien.
Baut der Bauer nun also Linsen oder Erbsen, Klee, Luzerne oder andere Leguminosen an, kann er sich den Griff in den Sack mit dem Stickstoffdünger sparen. Dann wird auch keine Energie für die Erzeugung des Düngers in Fabriken verbraucht. Gute Gründe, um sich die Linsen noch besser schmecken zu lassen. Mehr zu den ‚Alb-Leisa‚ gibt’s hier.